Annmerkungen zu Karl Heinz Roth: Stichworte „neue Proletarität“ und „Toyotisierung“ Lieber Karl-Heinz Roth, mit größtem Interesse habe ich die Kurzfassung Deines Referates vom „konkret“-Kongress im „ak“ gelesen. Die Stichworte „neue Proletarität“ und „Toyotisierung“ treffen sich mit Aspekten, auf die ich bei meinen Untersuchungen in der ehemaligen UdSSR gestoßen bin. Verstehen wir die ehemalige Sowjetunion als das größte Taylorisierungs-Experiment der Weltgeschichte mit der am extremsten vorangetriebenen ❖ weiterlesen ►
Ein, zwei, drei, viele Moskaus? oder moderner Zarismus?
Athmo 1: O-Ton Metro und Gesang (2,15) Regie: Nach den ersten Takten der Musik abblenden, unterlegt laufen lassen, nach Textende kurz hochziehen, ausblenden. Erzähler: Moskau, Sommer 1993. Metro-Unterführung. Das Lied handelt von der Emigration. Die Leute bleiben stehen, hören zu. Das Lied passt zur Stimmung. Der Machtkampf im Land spitzt sich zu. Ein paradoxes Schauspiel steht bevor: Boris Jelzin hat den Föderationsrat, ❖ weiterlesen ►
Zurück zum Dorf? Beobachtungen in der ehemaligen Sowjetunion
Vorspann: Die ehemalige Sowjetunion hat sich in die G.U.S. verwandelt. Schon ächzt die russische Föderation in allen Fugen. Weitere Teilungen des früheren Imperiums kündigen sich an. Aber der Wandel geht noch tiefer: Es zerfällt nicht nur das frühere Imperium, es zerfällt auch der Industriegigant, der sich jahrzehntelang als Spitze des Fortschritts verstand. Jetzt sieht man sich an dessen Ende versetzt. Die vermeintliche Bastion des Fortschritts, ❖ weiterlesen ►
Russlands Übergänge: Der Westen auf dem Prüfstand IWF, Weltbank und andere im Zugzwang?
Tokio Juli 1993, Weltwirtschaftsgipfel der G-7-Staaten. Hat Boris Jelzin es geschafft? Eine halbe Million Unternehmen habe man bereits privatisiert, die Inflation unter Kontrolle gebracht, der Rubel stabilisiere sich, so konnte man ihn dort vernehmen. Mit Dank nahm er ein neuerliches Versprechen auf Einrichtung eines mit drei Milliarden Dollar veranschlagten Privatisierungsfonds entgegen. Im Grunde aber, so Russlands stellvertretender Vizepremier, Alexander Schochin, gehe es schon nicht mehr ❖ weiterlesen ►
Moskau: Klage ohne Kläger Anmerkungen zum Verfahren gegen die „Putschisten“ (Text)
Anderthalb Jahre nach dem versuchten Staatsstreich vom 19. August 1991 wurde in Moskau jetzt der Prozess gegen zwölf Mitglieder des „Notstandskomitees für den Ausnahmezustand“ eröffnet. Die Angeklagten waren alle Mitglieder der damaligen Regierung und ihres weiteren Apparates: Jannajew war Vizepräsident, Krjutschkow KGB-Chef, Lukjanow Vorsitzender des obersten Sowjet, Jasow Verteidigungsminister, Warennikow Kommandeur des Landheeres usw., Pugo schließlich, der sich selbst nach dem Scheitern des Versuchs tötete, ❖ weiterlesen ►
Porträt: Raissa Sarbi
take 1: O-Ton Raissa in Museumshalle Regie: O-Ton zwanzig, bis dreißg Sekunden stehen lassen, dann langsam abblenden, unter dem Errzählertext weiter laufen lassen. Erzähler: Das ist Raissa Sarbi, Ehefrau, Mutter, Person öffentlichen Ärgernisses. Ort: Tscheboksary an der Wolga. Raissa ist Mitarbeiterin im tschuwaschischen Kulturzentrum der Republik. Sie gibt ein Frauenjournal und eine Kinderzeitung in tschuwaschischer Sprache heraus. Sie ist Dichterin, Poetessa, wie ❖ weiterlesen ►
Russland: Beschleunigung – aber wohin? (Text)
Ein Votum für vorgezogene Neuwahlen des Präsidenten wie auch des Kongresses hatten Optimisten sich von dem Referendum erhofft. Nun ist der Präsident Sieger. Bei einer Beteiligung von 62 Prozent sprachen nach vorläufigen Hochrechnungen 58,8 Prozent Boris Jelzin ihr Vertrauen aus. 52,2 Prozent stimmten für seine Wirtschaftspolitik. Neuwahlen aber wird es nicht geben: Nur 32,8 Prozent stimmten für Neuwahl des Präsidenten, 42,9 Prozent für die des ❖ weiterlesen ►
Das neue Rußland (Text)
Zum Stichwort „neues Rußland“ läßt sich allerhand assoziieren. Viel Positives natürlich: Gorbatschow, Perestroika, Neues Denken, Entspannung, deutsche Vereinigung, neue Weltordnung. Nach Gorbatschow dann: Gescheiterter Putsch, Aufbruch der Reformer, Wiedergeburt der Person, des Glaubens, der Geschichte, Emanzipation der kleinen Völker gegen das überalterte sowjetisch-russische Imperium. Aber da ist auch die andere Seite: Die permanente Krise, die Inflation, die Mafia, die nie endenden Putschdrohungen, die drohende Jugoslawisierung, ❖ weiterlesen ►
Rußland vor dem Referendum
Die Krise der ehemaligen Sowjetunion treibt einem neuen Höhepunkt entgegen. Nachdem vor knapp anderthalb Jahren Michail Gorbatschow abtreten mußte, sieht sich nun sein damaliger Herausforderer Boris Jelzin in Bedrängnis. Am 25. April soll ein Referendum darüber entscheiden, ob er Präsident bleiben oder ob er vorzeitig aus dem Amt scheiden muß. Sein Vertreter Alexander Ruzkoi, zur Zeit für die Landwirtschaft verantwortlich, hält sich bereits zur Verfügung. ❖ weiterlesen ►
Referendums-Arithmetik von links (Text)
Eine komplizierte Situation ist entstanden: Nach dem gescheiterten Putsch vom August `91 zerfiel nicht nur die UdSSR, mit der Zerschlagung der KPdSU wurde auch die alte Staatsspitze liquidiert. Ein nach sowjetischem Recht gewählter Kongress einer früheren Teilrepublik der Union avancierte unvermutet zum höchsten Staatsorgan des neuen russischen Staates. Er ist zu Zweidrittel aus Betriebs- und Institutsvertretern und einem Drittel aus Kandidaten der damals oppositionellen Bewegung ❖ weiterlesen ►
„Bill&Boris“ – die große Show von Vancouver (Text)
Positive Zeichen werden in der Politik zurzeit kaum gesetzt. Die alte Weltordnung zerfällt. Eine neue ist nicht erkennbar. Da kann mensch froh sein, wenn die Präsidenten der beiden wichtigsten Krisenmächte sich zu einer Reformgemeinschaft zusammenschließen, die das Überleben der Menschheit garantieren soll. In einem Punkt ist Bill Clinton hundertprozentig zuzustimmen: Wenn Russlands Reformprozess steckenbleibt, dann wird das katastrophale Folgen nicht nur für die USA, sondern ❖ weiterlesen ►
Streiflichter an der Wolga
take 1: Gennadij und Rima singen (take 1) Regie: O-Ton ein paar Takte klar stehen lassen, dann runterziehen und dem Erzähler unterlegen. Erzähler: Zu Gast bei Gennadij Kolzow und seiner Frau Rima in Tingowatowa. Wir befinden uns im Norden der autonomen tschuwaschischen Republik mitten im Herzen der russischen Föderation. Ein Fußmarsch von gut zwei Stunden durch ein hügeliges Mischwaldgelände führt an die ❖ weiterlesen ►
Jenseits von Moskau – Rußlands Türken
In Moskau stehen die Zeichen auf Sturm. Boris Jelzin kämpft um das politische Überleben. In einem Referendum soll die Bevölkerung nun über die Fortsetzung seiner Politik entscheiden. Der Ausgang ist ungewiß. Im Unionsrat, dem Gremium der Republik-und Provinzchefs, findet die Politik Boris Jelzins nur noch halbherzige Unterstützung. Aus der Republik Tatarstan verlautete gar, man werde ein Referendum auf keinen Fall mittragen. Nachdem die frühere Sowjetunion ❖ weiterlesen ►
Was ist am russischen Chauvinismus so anders? (Text)
In St. Petersburg hält man Moskau für ein zu groß geratenes Dorf. Michail Gorbatschow, dessen Heimatort Stawropol schon zum Süden der ehemaligen Union zählte, musste sich vorrechnen lassen, wie viele grammatische Fehler und „nicht-russische“ Redewendungen er sich während seiner Reden zuschulden kommen ließ. Die Kaukasier gelten als „Tschornie“, Schwarze, inzwischen auch schlicht als Mafiosi. Von allen übrigen Völkern, den Wolga-Anrainern nicht anders als den Asiaten ❖ weiterlesen ►
Moskau – Kampf der Alternativen? (Text)
Im Frühjahr 1992 etwarf Boris Kagarlitzky, ein auch im Westen bekannter Reformsozialist, mir ein bedrückendes Szenario: Boris Jelzins „Schockprogramm“, insbesondere die Strategie der Privatisierung, die das Jelzin-Kommando in Verfolgung der IWF-Richtlinien umsetzen wolle, werde sich sehr schnell als nicht durchführbar erweisen. Gegen Ende des Jahres `92, spätestens zum 1. Januar 93, wenn seine Sondervollmachten endeten, mit denen er im August ’91 als Sieger aus dem ❖ weiterlesen ►
Zurück zum Dorf? Beobachtungen in der ehemaligen Sowjetunion
Vorspann: Die ehemalige Sowjetunion hat sich in die G.U.S. verwandelt. Schon ächzt die russische Föderation in allen Fugen. Weitere Teilungen des früheren Imperiums kündigen sich an. Aber der Wandel geht noch tiefer: Es zerfällt nicht nur das frühere Imperium, es zerfällt auch der Industriegigant, der sich jahrzehntelang als Spitze des Fortschritts verstand. Jetzt sieht man sich an dessen Ende versetzt. Die vermeintliche Bastion des Fortschritts, ❖ weiterlesen ►
Das neue Rußland: Zwischen Gestern und Morgen. Eindrücke diesseits und jenseits von Moskau.
Rußland, vormals Sowjetunion, Zentrum des euroasiatischen Kontinents: Größtes zusammenhängendes Imperium, das es je auf der Erde gab. Gestern wähnte man sich noch an der Spitze des Fortschritts. Heute sieht man sich ins letzte Glied verwiesen. Ein Menschheitstraum, für viele schon lange ein Albtraum, bricht zusammen: der des totalen Versorgungsstaats. Michail Gorbatschow versuchte, aus dem Niedergang einen neuen sozialistischen Aufbruch zu schmieden. Er mußte den Stab ❖ weiterlesen ►
Streiflichter an der Wolga
Take 1: Gennadij und Rima singen (take 1) Regie: O-Ton ein paar Takte klar stehen lassen, dann runterziehen und dem Erzähler unterlegen. Erzähler: Zu Gast bei Gennadij Kolzow und seiner Frau Rima in Tingowatowa. Das Dorf Tingowatowa gehört zum Einzugsbereich der Sowchose Imbjurtowo im Bezirk Zivilski. Wir sind im westlichen Teil der tschuwaschischen Republik. Ein Fußmarsch von gut zwei Stunden durch ein hügeliges Mischwaldgelände führt ❖ weiterlesen ►
Was ist das Russische an Russland? Geschichte und Aktualität des russischen Korporativismus
Einführung: Fakten statt Klagen Seit dem letzten Bankenkrach im Sommer 98 gehören Klagen zum Standard, wenn von Russland die Rede ist. Dieses Ritual soll hier nicht wiederholt werden. Auch Kritik an der Russlandpolitik des Internationalen Währungsfonds (IWF) ist inzwischen üblich. Daran gilt es allerdings zu erinnern, denn, kaum erhoben, scheint sie schon wieder in Vergessenheit zu geraten. Horst Köhler war es, der Präsident der Osteuropabank, ❖ weiterlesen ►
Russland ist anders (Text)
In Russland wird gekämpft. So viel ist sicher. Aber worum? Und wer kämpft gegen wen? Wer diese Frage aus den Ereignissen auf der Moskauer Bühne beantworten will, kann mit Recht verzweifeln. Jetzt hat der Kongress der Volksdeputierten die Durchführung des Referendums beschlossen, um das Boris Jelzin seit Wochen kämpft, dies nun aber unter Bedingungen, die der Präsident wiederum auf ihre Verfassungsmäßigkeit überprüfen lassen will. Beide ❖ weiterlesen ►
„Das Dilemma des Antifaschismus“ – eine Skizze über die ehemalige UdSSR. von Kai Ehlers, Schulfunksendung 2/93
Take 1: O-Ton Demonstration in Moskau Regie: O-Ton hart anfahren, kurze Zeit stehen lassen, dann runterfahren, Kommentar darüber ziehen, unterlegen, nach Belieben auslaufen lassen. gesamt: 4,50 Erzähler: Moskau, 7.11.1992: Kranzniederlegung am Denkmal Georgi Dimitrows bei der Demonstration zum Jahrestag der Oktober-Revolution in Moskau. Vom Lautsprecherwagen dröhnen die Lieder des traditionellen Antantifaschismus: „bella ciao“, das Lied der italienischen Partisanen und „Die Moorsoldaten“, das Lied der deutschen ❖ weiterlesen ►
Die Decke reißt – Privatisierung in der ehemaligen Sowjetunion
Ansage: In der ehemaligen Sowjetunion hat die Kampagne zur Privatisierung begonnen. Bis Ende 1992 soll der wichtigste Teil der bisherigen Staatsbetriebe in Privatbesitz überführt worden sein. Ein Volk von Eigentümern soll entstehen. Die Privatisierung, auch Entstaatlichung genannt, ist der zweite Schritt des „Schockprogramms“, mit dem Boris Jelzin nach der Ablösung Michail Gorbatschows die Empfehlungen des „Internationalen Währungsfonds“ in praktische Politik umzusetzen versucht. Neue Kreditzusagen des ❖ weiterlesen ►
Die Decke reißt – Privatisierung in der ehemaligen Sowjetunion
Ansage: In der ehemaligen Sowjetunion hat die Kampagne zur Privatisierung begonnen. Bis Ende 1992 soll der wichtigste Teil der bisherigen Staatsbetriebe in Privatbesitz überführt worden sein. Ein Volk von Eigentümern soll entstehen. Die Privatisierung, auch Entstaatlichung genannt, ist der zweite Schritt des „Schockprogramms“, mit dem Boris Jelzin nach der Ablösung Michail Gorbatschows die Empfehlungen des „Internationalen Währungsfonds“ in praktische Politik umzusetzen versucht. Neue Kreditzusagen des ❖ weiterlesen ►
Über den „gespaltenen Zentralismus“ Gespräch mit Valentin Falin im „Institut für Friedensforschung“
Valentin Falin war von 1971 bis 1978 Botschafter der UdSSR in Bonn. „Sieben Jahre, vier Monate, drei Tage“, sagt er. Seit dem 14.1.92 hält er sich in Hamburg auf, wo er im „Institut für Friedenforschung“ ein wissenschaftliches Projekt über Verlauf und Ergebnisse der Perestroika verfolgt. Mit Valentin Falin sprach Kai Ehlers. I: Herr Falin, sie leben jetzt in Deutschland. Kamen Sie freiwillig oder als Emigrant? ❖ weiterlesen ►
Perestroika: Drei Thesen und ein Ausblick
Alle reden vom Scheitern der Perestroika. Es sieht es so aus, als ob Gorbatschows Tage als Held des „neuen Denkens“ und Garant für eine demokratische Öffnung der UdSSR gezählt seien. ❖ weiterlesen ►