Deutschlands Rolle in verwirrten Zeiten II – der „Große Umbruch“

„Deutschlands Rolle in verwirrten Zeiten“, so lautete das Thema unserer vorletzten Runde.  (Bericht 80) Tatsächlich schafften wir es nur bis zur Verständigung darüber, dass wir in verwirrten Zeiten leben – die Konkretisierung auf Deutschland mussten wir auf die nächste Runde verschieben.  Allerdings hatten wir auch in dieser neuen Runde Schwierigkeiten, das spezifisch Deutsche aus dem gegenwärtigen Chaos herauszudestillieren.

Sehr schnell blieben unsere Bemühungen, ein besonderes deutsches Herankommen an die gegenwärtige Krise zu finden, an der Forderung Angela Merkels hängen, zur Bewältigung der „zweiten Welle“ der Corona-Krise müsse jetzt pragmatisch unterschieden werden, was lebenswichtig und was nicht so lebenswichtig sei. Lebenswichtig ist nach den von ihr genannten Kriterien die Wirtschaft, in zweiter Linie kommen die Schulen, nicht lebenswichtig sind die sozialen, kulturellen und privaten Bereiche des Lebens. Der Mensch wird auf Nützlichkeit für die Gesellschaft, auf seine Rolle als Arbeitskraft reduziert.

Aus dem Hintergrund der Krise tritt hervor, was unter dem Stichwort „The Great Reset“ „Der große Umbruch“ in einschlägigen Kreisen der globalen „Eliten“ seit längerem vorbereitet und jetzt offen und aggressiv propagiert wird: Der große Sprung ins Zeitalter der sog. „4. Industriellen Revolution“. Aus dieser Sicht fallen bisherige analoge Lebensformen, nationale und kulturelle Besonderheiten  als zu überwindende Schlacke zurück. Frau Merkel spricht, wenn sie die „Wirtschaft“ derart in den Vordergrund rückt, weniger nicht als Kanzlerin der Deutschen, die vor dem Virus zu beschützen seien, sondern als eine von vielen Vollstrecker/rinne/n des „Großen Umbruchs“.

Der Gründer des Weltwirtschaftsforums (WWF), Klaus Schwab, beschreibt die Corona-Krise im Geleitwort zu seinem brandneuen Buch „Covid-19: Der Grosse Umbruch“ als Chance, als Katalysator. Wir stünden an einem Scheideweg, erklärt er: „Ein Weg wird uns in eine bessere Welt führen, eine integrativere, gerechtere und umweltfreundlichere Welt.“ Und er setzt gleich hinzu: „Der andere wird uns in eine Welt führen, die der Welt ähnelt, die wir gerade hinter uns gelassen haben – nur schlimmer und ständig von bösen Überraschungen geplagt. Wir müssen also den richtigen Weg wählen. Die bevorstehenden Herausforderungen  könnten folgenschwerer sein, als wir uns bisher vorzustellen wagten – ebenso könnten wir jedoch auch besser für einen Umbruch gewappnet sein  als wir bisher zu hoffen gewagt hatten.“

Wie reagiert die Bevölkerung auf diese Vision? Lässt sie sich einlullen von den Versprechungen auf eine schöne, neue Welt? Oder wird erkannt, was in der Ablösung der analogen durch die digitale Welt verloren zu gehen sich abzeichnet? Wird erkannt, dass diese „Visionen“ schon keine Visionen mehr sind, sondern bereits eingeführte praktische Entwicklungsprozesse beschreiben, durch die selbst „Arbeit“ ihren Platz verliert, wenn Menschen jetzt weltweit ins „home office“ oder ganz in die Überflüssigkeit geschickt werden? Wird erkannt, wie „Covid-19“ und der „Große Umbruch“ sich gegenseitig zu einem Sprung in eine nach-humanistische Welt verstärken? Treffen die gegenwärtigen Kritiken an dem Corona-Regime diesen Kern oder sind sie nur ein individualistisches Aufbegehren?

Aber möglicherweise ist die deutsche Bevölkerung nach den Erfahrungen mit dem deutschen Faschismus, der schon einmal eine bessere, heile Welt versprach, gegenüber solchen Versprechungen besonders empfindlich? Und möglicherweise erkennt sie die, im besten Fall hilflose, im schlechteren willfährige Rolle, die die nationalen Politiker im Zuge des „Great Reset“ einnehmen? Und vielleicht sind die gegenwärtigen deutschen Proteste gegen das aktuelle und das für die Zukunft sich andeutende Gesundheitsregime Impulse, die dazu beitragen, Signale gegen eine Totalisierung digitaler Herrschaft zu setzen? Vielleicht kommt Deutschland hier tatsächlich eine besondere Rolle zu?

Dazu muss aber die Verbindung aufgedeckt werden, in welcher der „Grosse Umbruch“ mit dem Versprechen auf eine virenfreie „heile„ Zukunft zusammenläuft: in der Dominanz einer Wirtschaft nämlich, einer Lebensweise, die nicht am Leben, nicht an der Gesundheit, nicht am Wohl der Mehrheit der Menschen,  nicht an ihrer geistig-seelischen Entwicklung, sondern an der Maximierung des Profits, an einer Selbstvermehrung des Kapitals orientiert ist.

Bei dieser Erkenntnis angekommen, beschloss die Runde,

das Thema „Great Reset“ auf die nächste Tagesordnung zu setzen.

Wir treffen uns am 06.12..2020 wie üblich um 15.00 Uhr

Im Anhang geben wir dazu ein paar Tipps zur Vorbereitung.

 

Vorausgesetzt, es macht uns niemand einen Strich durch die Rechnung.

Erkundigt Euch also bitte elektronisch oder telefonisch, ob wir den Termin halten können.

 

Bitte bringt eine Kleinigkeit zum Knabbern mit und meldet Euch an, wenn möglich. Freunde und Freundinnen, interessierte Gäste, streitbare Geister sind willkommen. Oder sagt auch ab, wenn Ihr das für geboten haltet.

 

Anmeldungen ggfls. über die Adresse www.kai-ehlers.de

 

Seid herzlich gegrüßt,

Kai Ehlers, Christoph Sträßner

 

Zum Thema sind folgende Texte und Videos hilfreich:

 

Einstieg/Übersicht:

  • Paul Schreyer, Nachdenkseiten: „Es ist Zeit die Notbremse zu ziehen“

https://www.nachdenkseiten.de/?p=64984

Weiterer Hintergrund:

                                                                         ***

 

Und hier noch einmal ein Hinweis auf das Buch, das Pate bei der Geburt des Forums stand:

Grundeinkommen – Sprungbrett in eine integrierte Gesellschaft.

Verlag Pforte/Entwürfe, September 2006, ISBN 978-3-85636-191-4, 14 € (+ Porto)

Darin geht es nicht um „Staatsknete“, sondern um die Analyse der Bedingungen, unter denen ein bedingungsloses Grundeinkommen sinnvoll sein kann – in einer Dreiheit von Grundeinkommen, Bildung von Versorgungsgemeinschaften und Eigenarbeit.

Es sind noch Restexemplare erhältlich. Bestelladresse: Grundeinkommen – Sprungbrett in eine integrierte Gesellschaft