„Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss.“
Mit diesem Spruch ging der römische Staatsmann Cato in die Geschichte ein. Mit ihm soll er über Jahre hinaus jede seiner Reden im römischen Senat mit der Forderung beendet haben, dass der letzte große Rivale, der Roms Vorherrschaft über den Mittelmeerraum im Wege stand, endgültig beseitigt werden müsse, nachdem man ihn in zwei sog. Punischen Kriegen noch nicht hatte bezwingen können. Ein Jahr vor Catos Tod, 150 vor Christi Geburt, stimmte der Senat schließlich zu. Ergebnis war der 3. Punische Krieg. An seinem Ende war Karthago dem Boden gleichgemacht, Rom unbestrittener Herr des Mittelmeerraums.
Auf die Gegenwart bezogen scheinen wir es in letzter Zeit in zunehmendem Maße mit ähnlichen rhetorischen Figuren zu tun zu haben wie denen Catos im römischen Senat. So jetzt erst wieder beim Treffen der „Großen Sieben“ in Schloss Elmau vor ein paar Tagen, an dem Russland und mit ihm die hinter ihm stehenden anderen BRICS-Staaten nicht teilnehmen durften. Unisono klang es aus den Reden der Elmauer Galarunde: „Und übrigens sind wir der Meinung, dass die Sanktionen gegen Russland verschärft werden müssen, wenn Russland die Bedingungen von Minsk nicht erfüllt.“ Ungenannt bleibt dabei, von welchen „Bedingungen“ außer einem Waffenstillstand die Rede ist.
Man könnte versucht sein, diese Auftritte als eine Art ins neuzeitlich Globale aufgeblasene Farce der römischen Situation ad acta zu legen – mit dem Hinweis auf den kleinen Unterschied allerdings, dass Rom sich derzeit im Aufstieg zu imperialer Macht befand, die im Elmauer Schloss versammelte Runde sich heute dagegen im Abstieg befindet.
Nun kann dies jedoch keine Beruhigung sein. Der drohende Abstieg macht die mögliche Erfüllung der Kriegsrhetorik im Gegenteil eher zu einer existenziellen Bedrohung für alle, die von den „großen Sieben“, insbesondere dem Größten der Großen als Rivalen verstanden werden. Das sind eben die, die in Elmau nicht dabei sein durften: Russland, China, Indien, Brasilien, Südafrika und die dahinter Antretenden, die auf eine globale kooperative Neuordnung der Welt drängen.
Der Kriegsrhetorik kann nur mit einem eigenen „Ceterum Censeo“ all derer begegnet werden, die nicht die Rivalität, sondern die tatsächliche Lösung des Konfliktes in den Vordergrund stellen.
Dies „Ceterum Censeo“ lautet: Übrigens sind wir der Meinung, dass der Frieden in der Ukraine nur im direkten Dialog zwischen den ukrainischen Konfliktparteien herbeigeführt werden kann. Der direkte Dialog um die Frage der Autonomie zwischen Kiew und den um Autonomie kämpfenden Regionen Donezk, Lugansk und anderen Regionen der Ukraine und die Einbindung dieses Dialoges in die ukrainische Verfassungsreform ist das Kernstück der Minsker Vereinbarungen. Ohne diesen Dialog wird es keinen Frieden in der Ukraine geben.“
Kai Ehlers, www.kai-ehlers.de 09.06.2015
Bild aus: http://www.asterix-fan.de/rm/zitate1.htm