Dikoe Pole, Wildes Feld. Eine dokumentarische Erzählung aus dem transnistrischen Krieg

Dikoe Pole, Wildes Feld Book Cover Dikoe Pole, Wildes Feld
Jefim Berschin
Fiction
BoD – Books on Demand
30. September 2016
280
9,99

Geschichte wiederholt sich nicht – oder doch? 1992 ein blutiger Sprachenkrieg unter den Schlachtrufen „Für ein einheitliches Moldawien“ am südlichen Rand der zerfallenden Sowjetunion. Fünfundzwanzig Jahre später der ukrainische Krieg unter der Forderung „Ukraine für die Ukrainer“.

Das Muster ist das Gleiche. Es ist das Gift des Nationalismus, der ethnischen und der kulturellen Säuberungen, das in den durch den Zerfall der Sowjetunion frei gewordenen Vielvölkerraum nördlich des Schwarzen Meeres eindringt.

Jefim Berschins Bericht lässt den transnistrisch/moldauischen Sprachenkrieg als Präzedenzfall einer Region erkennen, die sich nach dem Zerfall der Sowjetunion heute wieder in das „wilde Feld“ zu verwandeln droht, das sie als ethnischer, kultureller und politischer Durchgangsraum über Jahrhunderte war. Was 1992 mit Transnistrien begann, sich mit Ossetien, Berg-Karabach und anderen Konflikten fortsetzte, steigert sich heute im ukrainischen Krieg.

Wer die Geschichte dieses Raumes, die Triebkräfte seiner Konflikte, die Dimension des Kulturbruchs verstehen will, in das die Völker am Ende der systemgeteilten Welt geschleudert wurden und immer noch werden, findet in Berschins Bericht ein bewegendes, höchst aktuelles Zeugnis.

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    Aus dem Russischen von Jefim Berschin, Hrg. Kai Ehlers. Ein Déjà-vu für die Ukraine.

    Geschichte wiederholt sich nicht. Und wenn sie sich doch wiederholt, dann nur als Farce, wie wir heute zu sagen gewohnt sind. Manches Mal offenbaren sich die Ereignisse von gestern allerdings auch als die embryonale Form nachfolgender Kataklysmen.

    So ist es mit dem moldauischen Sprachenkrieg, über den der Moskauer Schriftsteller und Poet, Jefim Berschin, der als Korrespondent der „Literaturnaja Gazeta“ direkt in die Geschehnisse hineingezogen wurde, in seiner dokumentarischen Erzählung Zeugnis ablegt.

    Mit Gewalt versuchte eine moldauisch sprechende Mehrheit, der nach dem Auseinanderbrechen der Sowjetunion soeben in die Unabhängigkeit taumelnden sozialistischen Sowjetrepublik Moldau, im Sommer 1992 der Bevölkerung des seit Jahrhunderten vielsprachigen Moldauer Raumes im Namen einer nationalen Einigung die moldauische Sprache als einzige aufzuzwingen.

    Der Versuch führte zu einem eruptiven Gemetzel, kurz, aber extrem brutal und blutig, das mehr als 1500 Menschen das Leben kostete. Eine Einigung wurde nicht gefunden. Die jenseits des Dnjestr lebenden Teile der Bevölkerung Transnistriens, die die gewaltsame Verengung ihrer Vielvölkerkultur auf das Moldauische nicht akzeptieren wollten, erklärten sich zur unabhängigen Republik. Völkerrechtlich wurde sie bis heute von niemandem anerkannt. Die unentschiedene Beziehung zwischen Moldau und der Dnjester-Republik schwelt, um es paradox zu formulieren, heute als einer der „eingefrorenen Konflikte“ im Spannungsfeld zwischen Russland und dem Westen. Russland, unterhält dort eine Friedenstruppe von ca. 1000 Mann.

    Was damals in einer kurzen Eruption geschah, wiederholt sich mehr als 20 Jahre später in einem um Vieles erweiterten Maßstab im ukrainischen Krieg, in dem wieder versucht wird in diesem extrem pluralistischen Raum des süd-östlichen Europa, zudem in unmittelbarer Nachbarschaft zum moldauischen Schauplatz von 1992 eine nationale Einheit, diesmal die ukrainische mit Gewalt gegen sprachliche und kulturelle Minderheiten zu erzwingen. Mindestens 10.000 Menschen fanden bei diesem gnadenlosen Schlachten bisher den Tod, nicht gerechnet die ungezählten die Opfer von Unterernährung, von Krankheit und die mehr als eine Million Flüchtlinge, die Zerstörung der Potenzen eines von Natur aus reichen Landes, die die Bevölkerung ins Elend gestürzt hat.

    Der ukrainische Krieg erscheint wie ein in überdimensionales aufgeblasenes Déjà vue des Moldauer Sprachenkrieges. Hieß es 1992 ‚Moldawisch für ein einheitliches Moldawien‘, heißt es fünfundzwanzig Jahre danach ‚Ukrainisch für eine einheitliche Ukraine‘. Im Namen europäischer Werte, die für sich den Anspruch erheben eine totalitäre Vergangenheit durch Solidarität, Menschenrechte, Selbstbestimmung und Toleranz anders Denkenden und anders Lebenden gegenüber zu überwinden, tobt sich ein bestialischer, menschenverachtender nationalistischer Terror aus.

    Und so wenig der Konflikt im moldawischen Raum beigelegt, eben nur “eingefroren“ ist, so wenig ist es bisher auch der in der Ukraine zurzeit tobende, auch wenn gegenwärtig wenig geschossen wird.

    Mehr noch, im Juni 2015 trat der Ukrainische Präsident Poroschenko in Absprache mit den Präsidenten Rumäniens, Klaus Johannis sowie dem Moldaus, Nikolae Timofti zusammen mit dem kurz davor zum Gouverneur von Odessa im Süd-Osten der Ukraine ernannten ehemaligen Georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili mit der Ankündigung in die Öffentlichkeit, den „eingefrorenen Konflikt“ zwischen Transnistrien, wie sie die Dnjesterrepublik nennen, und der Moldauischen Republik „auftauen“ zu wollen, damit, wie sie erklärten, ein unabhängiges Moldawien seine territoriale Integrität und nationale Einheit wieder erlangen könne. Die Ankündigung dieser Absicht wurde bis heute nicht zurückgenommen.

    Man vergegenwärtige sich die Lage der Dnjesterrepublik als schmalen Landstreifen am östlichen Ufer des Dnjestr, eingeklemmt zwischen der südlichen Ukraine und der auf Revision dringenden Republik Moldau, unterstützt durch rumänische Expansionsgelüste und man ersetze in Ergänzung zu den genannten moldauischen Konfliktparteien die Dnjesterrepublik durch die Republiken Donezk und Lugansk in der Ost-Ukraine sowie Moldau durch die Kiewer Ukraine, dann hat man das mögliche Szenario eines solchen „Auftauens“ klar vor Augen – die Gefahr einer Wiederentfachung der 1992 am Dnjestr und soeben im ukrainischen Raum vorläufig eingedämmten nationalistischen Exzesse zu einem den gesamten Raum erfassenden Flächenbrand.

    Es ist klar, dass eine solche Entwicklung Russland als unmittelbaren Nachbarn auf den Plan rufen müsste. Eine geopolitische Konfrontation, die neben dem transnistrischen und dem ukrainischen auch andere „eingefrorene Konflikte“ des Raumes wie Berg Karabach, Abchasien oder Ossetien mitreißt, ist in dieser Konstellation angelegt – und sie kann jederzeit durch neue Provokationen aktiviert werden, wenn es den hinter dem Vorstoß vom Juni 2015 stehenden strategischen Kräften nützlich erscheint. Der „eingefrorene“ Konflikt am Djnestr eignet sich vorzüglich zum Zündeln.

    Vor diesem Hintergrund gewinnt die dokumentarische Erzählung Jefim Berschins, die sich nicht auf die Schilderung des Krieges beschränkt, sondern die historisch gewachsene Gemengelage des Durchgangsraumes nördlich des Schwarzen Meeres – Bessarabien, Novorossija, kaukasische Sowjetunion – insgesamt sichtbar macht, beißende politische Aktualität. Hier gilt wieder einmal: der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.

    Noch nicht benannt ist dabei das Entsetzen, das der Bericht angesichts einer Gesellschaft vermittelt, die von einem Tag auf den nächsten von einer gewachsenen Sprachen- und Kulturgemeinschaft unterschiedlicher Völker in eine Masse hemmungsloser Folterer, Vergewaltiger und Mörder auseinanderbricht. Diesen Kulturbruch im Detail zu beschreiben und Fragen dazu zu stellen, wollen wir nunmehr dem Autor überlassen.

    Nur eins vielleicht noch: Selbst der wütendste nationalistische Terror, von wem auch immer benutzt, kann die Tatsache nicht verdecken, das heute unter den Bedingungen der Globalisierung immer mehr Menschen und Völker nach Selbstbestimmung und Autonomie, gebunden an Toleranz verlangen. Dieses Verlangen wächst nicht zuletzt gerade aus dem Entsetzen über die Abgründe, die sich auftun, wo diese Werte fehlen oder ihre Verwirklichung niedergeschlagen werden soll. Eine globale Katharsis kündigt sich an, die den Menschen über den Wahn des Nationalismus hinausführt. Jefim Berschins Bericht ist ein Zeugnis dieser möglichen Katharsis.

    Kai Ehlers … 15.05.2016

    TDie erschossenen 10 Gebote
    Vorwort zur Ausgabe

    I Am Anfang war die Zeit
    Die Apokalypse beginnt in den Köpfen
    Ein verspätetes Vorwort
    Krieg der Plätze
    „Du sollst nicht töten!“

    II Tod eines Pioniers

    III Der Duft der Jahrhunderte
    Die Rückkehr
    Zwischen Polen und Türkei
    Die Erschaffung Babylons
    Unter rumänischer Fahne
    Staaten und Phantome
    Zur Aufführung nicht empfohlen
    Erinnerung aus Blut

    IV Theater der Unabhängigkeit
    Die mitgiftlose Braut

    V Der Staat – das sind wir
    Die Demokratieerfahrung
    Die Geburt der Republik

    VI Die Segnung zum Blutvergießen
    Auf der Suche nach dem rumänischen Geist
    Der Feldzug auf Budzhak
    Die Liebesmetamorphosen
    Die ersten Opfer

    VII Ein Maler stellte es uns dar…

    VIII Russland, das es nicht gab
    Die Erschaffung der Armee
    Die Wissenschaft zurückgeben

    IX Nach den Gesetzen des Windes

    X No Dubossaran!
    Der Notstand
    Informationen zum Denken
    Tote und Tote

    XI Die Landschaft im Hintergrund der Schlacht
    Mit der Aussicht auf den Krieg
    Der Weg zu Kotschiery
    Porozhan
    Die Kosaken
    Die Hitze
    Kostjasch

    XII Das trojanische Pferd
    Benderysche Guernica

    XIII Der General und seine Armee
    Alexander Lebed

    IVX „An ihren Werken werdet ihr sie erkennen…“
    Odessa
    Der Wahnsinn
    Die Brücke

    Die außerehelich Geborenen
    (Statt eines Nachwortes)

    Grigorij Pomeranz
    Das sind wir, oh Herr