Sylvestertraum

nachts

die feiern

auf mehreren programmen

ätzend

dann träume vom krieg

kein atomnirwana

wie früher als ich jung war

kein graben und stellungskrieg

wie in der stickigen verdun-literatur

kein bombardement der städte

wie bei re-marque

keine massenfluchtgreuel

wie in den erzählungen

meiner mutter

 

dies alles nicht

aber töten

und getötet werden

wortlos

mann um mann

und die frauen

geschlechtslos

 

oh! diese trauer

wenn sie fallen

weich und

 

ätzend

 

gerade die liebsten

gerade die besten

gerade die

gerade

da

da

da

 

ich fühle

fühle mein fleisch

überall

liegt es

offen herum

ich allein

übriggeblieben

verzweifelt vor scham

so erwache ich im neuen jahr

 

Gedicht von Kai Ehlers,  01.01.1981

Veröffentlicht in „Heilig Abend zusammen. Ein garstiges Allerlei“. rororo, 5047, 1982