Schafft ein, zwei, drei viele Allmenden
Bericht vom 38. „Forum integrierte Gesellschaft“ am Sonntag, 20. Juli 2014
Thema: Boeing 777
Liebe Freundinnen, liebe Freunde
Die aktuellen Ereignisse schieben wieder einmal die geplante Tagesordnung beiseite: Der Absturz der Boeing 777 über dem ukrainischen Bürgerkriegsgebiet, das sich daran entzündende öffentliche Entsetzen und die sich mit ebenso entsetzlicher Geschwindigkeit ausbreitenden Spekulationen und gegenseitigen Schuldzuweisungen.
Wir beklagen den Tod der 298 Insassen des Flugzeuges wie auch die durch den Absturz am Boden zu Tode Gekommenen und Verletzten. Wir halten diese Opfer wie auch die vielen ungezählten täglichen Toten für Opfer eines Stellvertreterkriegs, der gegenwärtig auf dem Rücken der ukrainischen Bevölkerung ausgetragen wird. Wir stimmen daher in vollem Umfang mit allen Forderung überein, die Kriegshandlungen in der Ukraine sofort einzustellen, die Untersuchung des Absturzes unter neutraler internationaler Kontrolle durchzuführen, um die Ursachen des Absturzes so unbestreitbar und so schnell wie möglich auf den Tisch zu bekommen.
Gegenseitige Schuldzuweisungen jedoch, spekulative Verdächtigungen und aus den Fingern gesogene Verschwörungstheorien ohne erwiesene Fakten sind nur geeignet die ohnehin schon sich heftig drehende Eskalationsschraube noch weiter zu beschleunigen. Motive für einen möglichen Abschuss der Boeing 777 könnten jeder der an diesem Bürgerkrieg und der diesen Krieg hervorbringenden Konfliktparteien unterstellt werden, Indizienketten lassen sich für jede Variante konstruieren – bis hin zu „Versehen“, sei es aus ideologischer oder technisch begründeter Dummheit. Bis zum Beweis des Gegenteils haben alle Konfliktparteien – ukrainische wie ausländische und auch die Malaysische Airline für nicht schuldig zu gelten oder, um dies noch einmal zu betonen, für gleichermaßen verdächtig.
Auch die Frage des „Cui bono“, in anderen Fällen durchaus geeignet, sich dem verdeckten Kern eines Vorgangs zu nähern, ist hier bei dem gegenwärtigen Propagandakrieg, in dem die einen die anderen für Faschisten oder Terroristen, für deren Hintermänner oder Helfershelfer erklären, nur geeignet, die Stimmung mit unbewiesenen Unterstellungen zu schüren.
Was jetzt gebraucht wird ist die sofortige bedingungslose Aufnahme von Gesprächen zwischen den Bürgerkriegsparteien über mögliche friedliche Lösungen der inner-ukrainischen Konflikte. Die Gespräche sollten unter neutraler internationaler Beteiligung stattfinden.
Liebe Freundinnen, liebe Freunde,
wir lassen es heute bei dieser kurzen Mitteilung. Nur eine Frage wollen wir Euch noch mitgeben, die uns bei unserem Treffen weiter bewegt hat: Wieso nimmt gerade der Ukrainische Bürgerkrieg eine derart zentrale Stellung ein? Er ist doch schließlich nicht das einzige Krisengebiet, das die Welt heute hat. Aktuell Israel/Gaza. Ein Blick auf die Weltkarte der Krisengebiete bei Wikipedia reicht, um weitere Gebiete zu erkennen. Und doch ist es so, dass die Krise und der Krieg in der Ukraine zur Zeit im Zentrum der Weltaufmerksamkeit stehen. Wir sind in unserem Gespräch zum widerholten mal zu dem Ergebnis gekommen, dass es sehr erhellend ist, dafür Zbigniew Brzezinski`s Buch „Die einzige Weltmacht“ (Fischer tb 14358) zu lesen, in dem er darstellt, warum eine Weltmacht, die Weltmacht bleiben wolle, Eurasien beherrschen müsse und wie sie das anzustellen habe, nämlich indem sie verhindere, dass irgendeine andere Macht sich dort als Konkurrent herausbilden könne. Die anderen, das sind aus Sicht der USA – Europa, Russland, China und andere, die aus Brzezinskis Sicht „Regionalmächte“ unter der Hegemonie der USA sein sollten.
Eurasien – das ist die größte Landmasse der Erde, das reichste Ressourcenfeld für Energie, die strategische Brücke zwischen Asien und Europa, zwischen dem Norden des Globus und Afrika. Wer Eurasien NICHT beherrscht, kann die Welt nicht beherrschen, sondern muss sie mit anderen teilen. So einfach ist das – und so gefährlich, wenn es eine Macht gibt wie die USA, die das Teilen nicht akzeptiert und den Niedergang seiner Hegemonie aufhalten will.
Über diese Fragen werden wir noch viel miteinander sprechen müssen.
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Die nächste Aktion des „Forums integrierte Gesellschaft“ besteht (nach der Sommerpause) darin, am Wochenende des 12./13./14. September unsere Tagungsjurte wieder aufzubauen.
Am 12. 08. holen wir die Jurte – am 13. und 14. 08. wird sie aufgebaut und neu eingerichtet.
Helfer und Helferinnen sind willkommen. Wir machen das Aufbauen zu einem kleinen Fest.
Bitte gebt Bescheid, wenn Ihr dabei sein wollt.
Beste Grüße an alle
Im Namen des Forums integrierte Gesellschaft
Kai Ehlers, Christoph Sträßner