Am Tag des Machtwechsels in der Ukraine konnte man in deutschen Presseorganen folgende Meldungen lesen – und im Übrigen auf den Kanälen des staatlichen Fernsehens hören:
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„Die Ukraine hat nach den Massenprotesten wirtschaftliche Schwierigkeiten, Russland stoppt dennoch zugesagte Gelder. Jetzt stellt die EU Unterstützung in Aussicht.“ (Zeit, 23.02.2014)
„Julia Timoschenko ist frei, Wiktor Janukowitsch abgesetzt, doch das ist erst der Beginn: Die Ukraine steht vor riesigen Problemen, dem Land droht die Staatspleite. Russland streicht zugesagtes Geld, die USA, der IWF und die EU bieten Hilfe an.“ (Spiegel online, 23.01.2014)
„USA, EU und IWF stellen finanzielle Unterstützung in Aussicht +++ Russland legt Finanzhilfen auf Eis.“ (Süddeutsche 23.02.2014)
Unisono tönt es so aus den Mainstream-Medien. Dazu folgende Konkretisierungen, beispielhaft in „Die Zeit“, zu lesen unter dem oben bereits zitierten Vorspann:
„Russland setzt die für die Ukraine geplanten Finanzhilfen vorerst aus. Zuerst müsse es eine neue Regierung geben, sagte Finanzminister Anton Siluanow bei dem G-20-Treffen in Sydney“. Dann wird er mit dem Satz zitiert: „Letzte Woche haben wir darüber gesprochen. Aber seitdem hat sich die politische Lage dramatisch verändert. Jetzt müssen wir warten, bis es eine neue Regierung gibt, bevor wir darüber eine Entscheidung fällen können.“
„Die europäische Regierung signalisierte derweil, der Ukraine finanziell beizustehen. Wirtschaftskommissar Olli Rehn sagte auf dem G-20-Treffen, die EU stehe für eine substanzielle Unterstützung bereit, sobald es eine politische Lösung des Konfliktes gebe. Als Bedingungen nannte auch er eine neue Regierung. Diese solle institutionelle und wirtschaftliche Reformen ernsthaft angehen. Darüber hinaus müsse die EU der Ukraine eine klare europäische Perspektive bieten.“
„Neben der Europäischen Union stellten auch die USA und der Internationale Währungsfonds Unterstützung in Aussicht. „Wenn die ukrainischen Behörden sich an den IWF wenden, sei es mit der Bitte um Beratung, sei es wegen Diskussionen über finanzielle Hilfe, gekoppelt an Wirtschaftsreformen, stehen wir selbstverständlich bereit“, sagte IWF-Chefin Lagarde.“
(All drei Zitate aus der Zeit, 23.02.2014)
Das gleiche Bild in „Spiegel online“: „Eigentlich“ habe Russland jetzt 2 Milliarden zahlen wollen …, aber „finanziell beispringen“ könne nun auch der IWF, „gekoppelt an Wirtschaftsreformen“. Auch die USA stelle Hilfe in Aussicht, „um die Wirtschaft zu stabilisieren“. Bereitschaft zeige auch die EU, „sobald es eine politische Lösung des Konflikts und eine neue Regierung“ gebe. Die neue Regierung müsse aber institutionelle und wirtschaftliche Reformen ernsthaft angehen usw. usf.
Beide Texte stammen erkennbar aus demselben Ticker. Nicht anders die „Süddeutsche Zeitung“. Sie setzt mit der Zwischenzeile „Internationale Unterstützung für Kiew“, der einen Absatz tiefer die weitere Zwischenzeile „Russland friert Finanzhilfen ein“ folgt, nur noch eins drauf.
Tenor und Botschaft all dieser Meldungen: Die Russen zeigen wieder mal ihr wahres Gesicht…
Preisfrage: Worin unterscheiden sich die Angebote?[1]
Kai Ehlers,